Mein Mann und ich waren als unser Sohn zwei Jahre alt war  übers Wochenende auf einem Seminar und unser Sohn bei Oma und Opa.
Wir wussten, dass Ruben sehr gut bei ihnen betreut wird.
Wir haben es sehr genossen einfach nur Paar zu sein und die gemeinsame Erfahrung auf dem Seminar zu teilen.
So haben wir uns persönlich weiter entwickelt und uns als Paar wieder neu erlebt.

Für die Paare ist es häufig die größte Herausforderung in ihrer Partnerschaft, der sie bisher begegnet sind.
Man erlebt sich jetzt nicht mehr nur als Paar. Das Paar wird zur Familie, die Elternebene kommt hinzu und es entsteht ein komplexeres Beziehungssystem.
Um daran zu wachsen, ist es wichtig mit dem andern im Gespräch zu bleiben und sich gemeinsam auf die veränderten Umstände einzustellen.

Es war überwältigend für mich, Mutter zu werden und auf einmal verantwortlich zu sein für einen kleinen Menschen und diese Innigkeit und Vertrautheit zu Ruben zu erleben.

Für den Partner kann das allerdings eine schwierige Situation sein.
Immer wieder berichten Männer, dass sie sich ausgeschlossen fühlen, durch die innige Beziehung der Frau zum Kind.
Sie stellen sich selbst hinten an, weil sie denken, das müsste so sein. Sie fühlen sich auch unsicher im Umgang mit dem Baby und überlassen die Verantwortung dann auch gerne der Frau.
Es entsteht dadurch mehr eine zweier Beziehung zwischen der Mutter und dem Kind und der Mann ist mehr außen vor. Die Beziehung zwischen dem Vater und dem Kind vertieft sich häufig erst, wenn das Kind größer wird.
So war lange Zeit auch die wissenschaftliche Ansicht.

Es findet aus meiner Sicht hier ein Bewusstseinswandel statt.

Männer bringen sich mehr in die Babybetreuung ein und sie können genauso wie die Mutter ein sehr inniges Verhältnis zu dem Baby entwickeln.
Frauen beziehen ihren Partner hier mehr ein und übergeben die Verantwortung.

Durch die Geburt eines gemeinsamen Kindes entsteht eine neue Beziehung jeweils von der Mutter und dem Vater zu dem Kind.
Vorher war man nur aufeinander bezogen und jetzt ist man zu dritt. In den ersten Monaten nach der Geburt geht es darum eine gute Balance auf dieser Dreierebene zu finden.

Es ist wichtig für das Paar immer wieder Inseln der Zweisamkeit zu finden, damit man die Paarebene und somit den innigen Bezug zueinander nicht verliert.

Häufig kommen Paare zwei oder drei Jahre nachdem Sie Kinder bekommen haben zu mir, weil sie ihre innere Verbindung zueinander verloren haben, das kann sich dadurch zeigen, dass man denkt, ich liebe den andern nicht mehr oder man verliebt sich in einen andern, wie in dem Beitrag zuvor.
Die Ursachen liegen allerdings darin, dass man nicht an der neuen Situation mit den Kindern gewachsen ist, sondern auseinander getriftet ist.

Kerstin Girnus, Bielefeld, 03. März 2016