In einem Einzelgespräch erzählte mir Eva, wo sie in Partnerschaft mit ihrem Mann steht. Sie war in vielen Bereichen ihres Lebens unzufrieden, unter anderem auch mit ihrem Mann. Sie überlegte, ob sie überhaupt noch mit ihm weiter zusammen sein wollte und um mehr Klarheit zu bekommen hat sie eine Pro und Contra Liste erstellt, auf der 20 Punkte standen, die für ihn und 15, die gegen ihn sprachen.

Sie hatte vor dem Gespräch mit ihrem Mann über ihre Unzufriedenheit gesprochen und ihm auch die Liste gegeben. Er war wohl ziemlich überrascht und wollte sie auf jeden Fall behalten und erfüllte nach und nach alle Punkte auf der Liste. Als sie nun bei mir saß, sagte sie, dass sie in der Zwickmühle wäre, sie hätte jetzt keinen Grund mehr sich trennen zu wollen, da er ihr ja jetzt alles gibt, was sie bemängelt hatte, aber sie wüsste immer noch nicht, ob sie ihn wollte.

Es gibt immer wieder Paare, die überlegen, ob bei ihrer Entscheidung sich zu trennen oder zusammen zubleiben eine Pro- und Contraliste helfen könnte und was man wunderbar an dem Beispiel aus Evas Leben erkennen kann, es funktioniert nicht.

Das ist so, als würde man am Spielfeldrand stehen und überlegen, ob man Fußballspielen will, aber es noch nie ausprobiert hat. Man muss sich auf das Spielfeld begeben und mitspielen und die Erfahrung machen, wie es ist Fußball zu spielen und dann kann man rausfinden, ob es einem gefällt.

Man kann natürlich jetzt einwenden, dass Eva sich ja schon mal auf ihren Mann eingelassen hat und weiß wie es ist mit ihm zusammen zu sein. Sie weiß, wie es in der früheren Partnerschaft mit ihm war und das will sie nicht mehr. Sie weiß aber nicht, wie es jetzt ist, wenn er ihr gibt was sie will. Das findet sie nur raus, wenn sie sich auf ihn einlässt.

Bielefeld, 26. Juni 2014