Wir haben nun schon vier Wochen Erfahrung in der Corona-Zeit zu dritt zuhause zu sein und als Resümee kann ich sage, dass es uns als Familie noch mehr zusammen geschweißt hat.
Hier unsere 4 Beziehungs-Tipps gegen Lagerkoller zuhause.

Emotionale Gespräche

Jeder von uns ist unterschiedlich mit dem Lockdown umgegegangen: Unser Sohn hat sich riesig gefreut. Obwohl er auch gerne in die Schule geht, Zuhause ist es schöner!
Er hat auch gleich gesagt, nun seid ihr meine Lehrer.

Mein Mann war ganz pragmatisch und gelassen und hat seinen Computer mitgebracht.
Mein Kalender wurde von Woche zu Woche übersichtlicher. Es war eine Erfahrung von Kontrollverlust, was mich ängstigte. Rational wusste ich, dass die Regeln richtig sind im Kampf gegen das Corona-Virus.
Emotional ist es beängstigend und bedrohlich für mich gewesen.
Mein Mann und ich waren viel im Gespräch darüber, wie es uns geht und ich habe so manches mal mich in den Arm nehmen und trösten lassen.
Was mir essentiell hilft in schwierigen, persönlichen Situationen, zu wissen, dass ich nicht alleine bin mit meinen belastenden Gefühlen.

Viele Paare verstummen oder fangen an zu streiten, wenn Probleme auftreten. Aber was man vor allem braucht, ist ein interessierter und zugewandter Partner, der da ist und einen in den Arm nimmt, wenn man es braucht. Das ist der erste und wichtigste Beziehungs-Tipp, um aus emotional, schwierigen Situationen gestärkt raus zugehen.

Zeit zu dritt, zu zweit, alleine

Wir haben unseren großen Esstisch zum Arbeitstisch umfunktionalisiert und jeder arbeitet an seinen Themen.
Ich bin mächtig stolz, dass unser Sohn sich der Aufgabe so toll gestellt hat und gut zuhause arbeitet. Selbst in den Ferien wollte er eine Stunde arbeiten.
Wir haben uns eine Struktur gegeben: Eine Stunde arbeiten und dann haben die beiden Jungs 10 Minuten Indoor-Fußball gespielt. Danach kann man sich wieder viel besser konzentrieren.

Der 2. wichtige Beziehungs-Tipp bezieht sich nicht nur auf andere, sondern auch auf deine Beziehung mit dir selbst. Wenn du selbst wieder aufgetankt hast, kannst du auch wieder gut für andere da sein.

Ich brauche Yoga und Meditation, sonst entdecke ich oder auch andere den Löwen in mir und ich werde ungemütlich. Wenn es schon so weit ist, dann habe ich mich überfordert und bin über meine Grenzen gegangen. Ich habe bei mir festgestellt, dass in dieser schwierigen Zeit meine Grenze der Belastbarkeit schneller erreicht ist, als ich es sonst von mir kenne.

Aber auch unser Sohn braucht mal Zeit nur für sich mit Hörspiel, malen und spielen und mein Mann die Zeit mit der Zeitung.

Ich nehme mir bewusst auch Zeit alleine mit unserem Sohn, die ich sehr genieße: Zusammen backen oder spielen, einfach Mutter-Sohn sein.

Die Zeit zu zweit mit meinen Mann ist schon wenig geworden, aber die wenige ist uns sehr wichtig. Zusammen auf dem Sofa liegen, eine Serie schauen, jeder in sein Buch versunken oder im Austausch sein.

Verbunden sein mit anderen

Wie meistern andere die Krise? Ich habe in den telefonischen Gesprächen mit Freunden und der Familie Hoffnung schöpfen und Trost spenden können.

Man ist nicht alleine, sondern verbunden mit Menschen.

Das ist eine überraschende Erkenntnis für viele, trotz der räumlichen Trennung, gibt es ein starkes Zusammenstehen und Verbundensein.

Spaß haben

Man muss sich ab und zu bewusst auch mal in eine andere Gefühlslage versetzen.

Der letzte Beziehungs-Tipp: Habt trotz alledem auch mal Spaß.

Wir haben uns zum Beispiel komische Filme zusammen angeschaut: Johnny English oder auch mal Louis de Funes, Musik zusammen gehört, getanzt und gespielt.
Unser Sohn hat Yenga zu Ostern bekommen und wir haben das Spiel um eine Regel erweitert: Wer verliert muss 10 Liegestütze machen. Wir haben gebrüllt vor lachen!

Jede Krise hat einen Anfang, eine Mitte und ein Danach.
Manchmal stelle ich mir vor, es wäre 2021 und ich würde zurück schauen und wundere mich darüber, was ich wohl daraus lernen werde.

Eine aktuelle Erkenntnis: Ich bin dankbar für die Verbundenheit in unserer kleinen Familie und wie schön wir es uns miteinander machen.

Kerstin Girnus, Praxis für Paarberatung und Eheberatung, Bielefeld, den 13. April 2020