Für manche Menschen ist es sehr schwer damit umzugehen, dass der andere eine Affäre hatte und sie fragen sich: Ist es normal, dass mein Partner mich beleidigt und anschreit, weil ich eine Affäre hatte?
Wie kann ich ihm/ ihr helfen und was muss er/ sie selbst leisten?

In meinem Beitrag vom 31.Mai sprach ich von Judith und Paul. Judith hatte eine Affäre und Paul hat es rausgefunden.

Sie hatte die Affäre sofort beendet und beide wollten einen gemeinsamen Weg finden.

Auf ein paar Aspekte davon, wollte ich hier noch mal stärker eingehen, die in den Gesprächen mit den Paaren mit diesem Thema wichtig sind.

Er war so verletzt, dass er regelmäßig wie auf einer Vorwurfsautobahn unterwegs war und nicht die nächste Abfahrt fand. Das zeigt sich darin, dass er ihr nicht nur Vorwürfe machte, sondern auch laut wurde und sie beleidigte.

Sie konnte ja verstehen, dass er so dachte, sie konnte sich selbst ja manchmal nicht mehr verstehen, warum sie das gemacht hatte, aber es wurde ihr auch zu viel und sie fand, dass es langsam reicht mit den Vorwürfen.

Paul ist das durch Judith widerfahren. Er hat es nicht selbst gewählt und jetzt geht es ihm sehr schlecht:
Er schläft schlecht, seine Gedanken kreisen sehr viel und es ist wie eine emotionale Achterbahn für ihn. Es fällt ihm sehr schwer sich auf die Arbeit zu konzentrieren.

Sie haben auch sehr schöne innige Momente, so wie sie es seit Jahren nicht mehr hatten und im nächsten Moment denkt er daran, dass sie ihn betrogen hat und er ist wieder im emotionalen Tal.

Immer wenn ich die Partner frage, die in Pauls Situation sind, wie der andere ihnen in der Situation helfen kann, sagen sie, dass es gut für sie ist, wenn der Partner dann da ist, einen vielleicht in den Arm nimmt, wenn das möglich oder auf eine andere Weise sein Mitgefühl ausdrückt. Dann ebbt die Vorwurfswelle ab und Paul konnte seine Ausfahrt von der Vorwurfsautobahn finden.

Damit kann man das, was der andere durch einen erfahren hat, wieder ausgleichen. Man zeigt sein Mitgefühl und die Liebe, die man für den andern empfindet. So konnte Paul auch erfahren, wie wichtig er für Judith ist und dass ihr viel an der Partnerschaft mit ihm liegt.

Das funktioniert natürlich nicht unbegrenzt lange, irgendwann ist die Geduld und das Mitgefühlt aufgebraucht.

Damit Paul seinen Frieden finden kann mit den Erfahrungen, braucht es die Absicht dem andern vergeben zu wollen und sich wieder zu versöhnen. Das ist allerdings immer ein Weg und ein persönlicher Prozess, den eigenen Weg dadurch zu finden.

Einige sind allerdings so verletzt, dass sie dem Partner das nicht verzeihen können, so dass die Trennung wahrscheinlich ist, wenn man kein Leben mit ständigen Vorwürfen leben will.

Durch solche Erfahrungen wird die Partnerschaft auf eine große Probe gestellt und jetzt zeigt sich wie stark das gemeinsame Fundament ist. Einige Paare müssen dadurch erkennen, dass sie sich weit voneinander entfernt haben und die Kluft zu weit ist und man nicht mehr bereit ist sich auf den andern einzulassen. Andere Paare erfahren, wie sehr sie sich eigentlich lieben, dass sie sich nur mit der Zeit voneinander entfernt haben und jetzt können Sie darüber reden und sich neu ausrichten.

Kerstin Girnus, Bielefeld, 01. November 2016