Wenn Frauen nicht mit ihren Männern schlafen wollen, dann vermeiden Sie auch körperliche Nähe, wie küssen, umarmen und auf dem Sofa ankuscheln.
Hier finden Sie die vier wichtigsten Gründe:

1. Grund: In der rush-hour des Lebens schwindet bei ihr das Bedürfnis nach Sexualität

Eine typische Konstellation ist, wenn die Kinder noch klein sind und beide berufstätig (siehe auch den Artikel: mental load: Die Überforderung der Frau)
Das alleine kann schon ausreichen, dass der Wunsch nach Sexualität weniger wird. Wenn Frauen sich gestresst fühlen, dann ist Sexualität eins der ersten Themen, auf das sie verzichten können, was die meisten Männer nicht verstehen können, da sie in der Regel den Wunsch nach Sexualität nicht abstellen können.

„Wir leben nur noch nebeneinander her“

Die Paare berichten, dass sie sich mehr als eine Organisationsgemeinschaft empfinden und sie mehr nebeneinander her leben.
Das kann dann zum Teil soweit gehen, dass jeder abends mit dem eigenen Handy und Tablet beschäftigt ist.

2. Grund: Der Tod der weiblichen Sexualität: Wenn Sie sich von ihrem Mann nicht wertgeschätzt oder allein gelassen fühlen

Der wesentliche Grund, warum sich Frauen von ihren Männern körperlich distanzieren, ist, dass sie sich emotional zurück gezogen haben.

Sie fühlen sich von ihrem Mann mit den gewachsenen Aufgaben allein gelassen.
In einigen Fällen wollen Sie natürlich ganz konkret Unterstützung, wenn der Ehemann sein Leben einfach weitergelebt hat, als das Kind kam und alles der Frau überlies.

Es gibt aber in der Zwischenzeit auch viele aktive Väter, die nicht nur Kinder haben wollen, sondern auch ihr Vater sein leben wollen und sich stärker einbringen und sich auch für den Haushalt mitverantwortlich sehen.
Trotzdem kann sich die Frau auch in diesem Fall allein gelassen oder nicht wertgeschätzt fühlen, auf einer emotionalen Ebene. Wenn beide nicht mehr zugewandt und im Austausch sind, sondern nur noch funktionieren.

Wenn man sich nicht wertgeschätzt und geliebt fühlt, hat man als Frau keine innere Bereitschaft für Sexualität

Und wenn das so ist, fühlt man sich dem Ehemann nicht nah und man hat als Frau keine innere Bereitschaft sich sexuell auf den anderen einzulassen.

Wenn sie sich innerlich nicht nah und verbunden fühlt mit ihrem Mann, will sie überhaupt keine körperliche Nähe mehr und den Mann weder küssen noch umarmen.
Sie wählt lieber den Sessel, als das gemeinsame Sofa, um ja zu vermeiden, dass der Mann dies als Angebot sieht.
Sie will damit vermeiden dem Mann falsche Zeichen zu geben und dann ihm doch eine Abfuhr geben zu müssen.

Der Mann: „Wir haben zwar gerade viel zu tun, aber wir könnten ja Sex haben und uns dadurch nahe sein“

Den Männern gefällt die Situation auch nicht, wenn beide nur am Funktionieren sind. Ihre Schlussfolgerung ist nur in der Regel eine ganz andere.
Sie denken sich: Wir haben zwar im Moment viel tun, aber wir könnten ja Sex haben und uns dadurch nahe sein.

Der Schlüssel zu mehr Sexualität: Mehr reden und das Leben wieder gemeinschaftlich ausrichten

Wenn sich die Frau innerlich zurück gezogen hat, ist es erst einmal wichtig miteinander zu klären, woher die Schlussfolgerungen kommen, dass sie sich alleine fühlt, nicht wertgeschätzt oder nicht wahrgenommen.

Es geht erst einmal darum, das Leben wieder mehr gemeinschaftlich auszurichten, statt nebeneinander her und die Wertschätzung und Anerkennung, die in der Regel für die Frau da ist, auch zu äußern.

Eine ganz einfache Anerkennung ist DANKE zu sagen: Danke für den Kaffee, dass du die Spülmaschine ausgeräumt hast oder für die tolle Organisation des Geburtstags (macht sich auch öffentlich vor den anderen Besuchern gut). Anerkennung und Wertschätzung ist natürlich keine Einbahnstraße und als Mann freut man sich genauso darüber.

Emotionale Nähe ermöglicht körperliche Nähe

Wenn sich die Frau von ihrem Mann wieder anerkennt und wertgeschätzt sieht, fühlt sie sich dem Mann wieder verbunden und möchte ihm auch körperlich nah sein und Sexualität leben.

3. Grund: Sie hat eine Affäre

Die Frau hat sich in einen anderen Mann verliebt und hat eine Affäre. Durch die Verliebtheitsgefühle kreisen die Gedanken nur um den anderen und man will nur dem anderen körperlich nah sein.

Allerdings ist dieser Grund viel seltener, als Männer es vermuten.

Männer können sich meist keinen anderen Grund für das fehlende Bedürfnis nach Sexualität vorstellen, als dass es wo anders gestillt wird.

Aus meiner Erfahrung mit den vielen Paaren aus dem Paarcoaching, würde ich vermuten, dass das aber nur bei 10 % – 20 % der Frauen so ist.

Wenn sie eine Affäre hat, dann gibt es noch andere Anzeichen, wie z.B. dass sie ständig das Handy bei sich hat, auch auf Toilette und darauf achtet, dass es nicht unverschlossen rumliegt. (Da könnte ich noch mehr dazu schreiben, was ich sicherlich in einem extra Artikel mal machen werde).

Wenn die Unlust tatsächlich die Folge davon ist, dass sie eine Affäre hat, dann muss das natürlich erst einmal zwischen dem Paar öffentlich gemacht werden und es müssen ein paar wesentliche Fragen geklärt werden:
Beendet sie die Affäre sofort, wenn es rausgekommen ist und will mit ihrem Mann zusammen bleiben?
Kann der Mann ihr das perspektivisch verzeihen und will auch weiter mit ihr zusammen bleiben?
Was sind die Gründe, dass das passiert ist?
Wenn beide zusammen bleiben wollen, geht das meist einher mit starken Gefühlen füreinander und sie leben wieder so viel Sexualität, wie lange nicht mehr.

4. Grund: Die Sexualität ist das Problem

Vielleicht ist das Bedürfnis nach Sexualität bei ihm viel stärker ausgeprägt, als bei ihr, so dass Sie sich unter Druck gesetzt fühlt.
Sicherlich auch weil er, wenn er ein nein von ihr hörte, beleidigt reagiert hat und damit auch ganz konkret Druck ausgeübt hat.
Ihre Schlussfolgerung aus der Situation ist dann:

Sexualität = Ich muss

Wenn Sexualität negativ belastet ist, dann will sie nicht mehr so viel mit ihm schlafen.
Um hier wieder eine positive Erfahrung zu machen, ist es erst einmal wichtig, dass die Frau die Erfahrung machen kann, ich darf auch nein sagen oder Sexualität wird erst mal nur von ihr initiiert, je nach dem auf was sich das Paar einigen will.

Sie kann auch andere negative Erfahrungen mit ihm gemacht haben, in dem es zum Beispiel mehr nach seinen Bedürfnissen ging, als nach ihren, so dass hier Redebedarf besteht, um zu klären, was ist das, was sie sich wünscht (solche Gespräche werden mehr im Coaching initiiert und unter vier Augen dann fortgesetzt).

Kerstin Girnus, Praxis für Paarberatung, Bielefeld, den 06. Oktober 2019