Menschen verlieben sich ineinander, doch ein gemeinsames Leben ist manchmal schwierig, wenn Kinder da sind und es zu einer sogenannten Patchwork Situation kommt. Die Erfahrung haben auch Friederike und Wolfgang gemacht.

Sie verliebten sich vor 5 Jahren ineinander und nach einem Jahr entstand der Wunsch, dass sie zusammenziehen wollten.

Friederike hat einen Sohn Matthis. Er ist jetzt 19 Jahre alt und als seine Mutter und Wolfgang zusammen ziehen wollten, war er 15 Jahre und mitten in der Pubertät.

Solange es ihn nicht groß betraf, war es ihm egal mit wem seine Mutter zusammen war. Er lehnte es allerdings ab mit Wolfgang zusammen zu wohnen.

Friederike entschied gegen den Willen von Matthis, dass Wolfgang bei ihnen einziehen kann. Sie hatten sich für das Haus von Friederike entschieden, um es damit für Matthis leichter zumachen. So war es nicht mit einem Umzug für ihn verbunden.

Wolfgang wollte sehr gerne mit Friederike zusammen wohnen und auch mit dieser Lösung war er einverstanden.

Matthis zeigte ganz deutlich, dass er das Zusammenwohnen mit Wolfgang nicht wollte. Er begrüßte ihn nicht und ging aus dem Raum, wenn Wolfgang kam, was Wolfgang ärgerte. Er schimpfte viel über ihn und zwei-, dreimal sind beide auch in einem lauten Streit zusammen gerasselt. Nach einem halben Jahr zog er wieder aus. Die Partnerschaft hatte sehr unter der Situation gelitten.

Trotzdem blieben sie zusammen.

Matthis war in der Zwischenzeit für sein Studium in eine andere Stadt gezogen. Er war viel versöhnlicher als mit 15.

Wenn er nach Hause kam und Wolfgang war da, versuchte er immer mal wieder das Gespräch zu suchen, aber Wolfgang war so verletzt, dass er die Friedensangebote nicht als solche wahrnahm und Matthis offen seine Ablehnung zeigte. Auch wenn Matthis nicht da war und sie redeten über ihn, lies er kein gutes Haar an ihm.

Friederike mied es in der Zwischenzeit mit ihm über ihren Sohn zu reden und fühlte sich innerlich zerrissen.

Matthis kam kaum noch nach Hause, um zu verhindern, dass er auf Wolfgang traf. Er wohnte lieber bei einem Freund, wenn er in der Stadt war und Friederike und er trafen sich vor allem, wenn Wolfgang nicht da war, was allerdings nicht immer zu vermeiden war.

Friederike und Wolfgang waren unzufrieden und stritten viel miteinander.

Als sie zu mir kamen, sagte Wolfgang, dass seine Absicht ist mit Friederike zusammen sein zu wollen, allerdings wollte er nichts mehr mit Matthis zu tun haben.
Für Friederike war es eine untertägliche Situation. Sie konnte und wollte Matthis natürlich nicht aufgeben, er war ihr Sohn und Wolfgang liebte sie. Sie wollte, dass Wolfgang sich mit Matthis versöhnte. Das lehnte er strickt ab. Wolfgang sagte, dass er ihm das nie verzeihen wird, wie Matthis damals mit ihm umgegangen sei.

Er war nicht bereit zu sehen, dass Matthis durch die Pubertät in einer besonderen Situation war und zu der das sich Abgrenzen zu einer wichtigen Erfahrung gehört.

Wolfgang hatte kein Verständnis für Matthis und war zu keinem Entgegen kommen bereit.

Das hieß für Friederike, dass sie solange sie mit Wolfgang zusammen sein wollte, sie zwischen ihm und Matthis stehen würde. Wolfgang verlangte im Prinzip von ihr, dass sie sich zwischen beiden entscheiden solle, was ihr natürlich nicht möglich war.

Um eine tragbare Lösung für beide zu finden, braucht es natürlich die Bereitschaft jeweils auf den anderen zuzugehen. Manchmal ist das nicht durch das Paarcoaching zu erreichen, so dass man zwar Klarheit findet hat, diese aber einem nicht unbedingt gefällt, weil sie nicht mit dem, was man sich gewünscht hat übereinstimmt.

Für mich ist wichtig in den Gesprächen jeden Standpunkt zu respektieren und niemanden dafür zu entwerten, auch wenn ich vielleicht persönlich anderer Meinung bin.

Friederike war zum damaligen Zeitpunkt nicht bereit sich zu trennen und versucht sich mit der Situation zu arrangieren.

Nach einem Jahr kam sie noch einmal für ein Einzelcoaching mit der Absicht zu reflektieren und wieder Kraft zu schöpfen.

Sie hatte sich vor kurzem getrennt. Sie musste immer mehr feststellen wie sehr die Situation an ihrem Selbstbewusstsein gezehrt hatte und sie immer unglücklicher geworden war.

Ich unterstützte sie darin, ihr Vertrauen in sich wieder zu finden und im Frieden mit sich und Wolfgang zu sein.

Kerstin Girnus, Bielefeld, den 18. Oktober 2017