Wenn ich mit jemandem streite, finde ich, ich habe Recht und der andere Unrecht. Das Problem ist allerdings, dass der andere genau das Gleiche denkt.

Das Wesen von Streit ist Recht haben und deswegen nicht konstruktiv, so dass sich in der Regel Probleme nicht im Streit lösen lassen.
Der Streit hat eine andere Funktion:

Ich sage, worüber ich mich geärgert habe und somit wird deutlich, dass ein Konflikt besteht. Ein Konflikt heißt, dass man verschiedene Standpunkte zu einem bestimmten Thema hat.

Wenn ich streite oder nörgele oder vorwurfsvoll spreche, möchte ich etwas damit erreichen, dass was ich sagen will, ist für mich wichtig, sonst würde ich es nicht so sagen. Nur das Mittel „Streit, nörgeln, etc.“ ist ungeeignet.

Der andere fühlt sich angegriffen und antwortet entweder mit Gegenvorwürfen oder zieht sich zurück.

In beiden Fällen ist man in einer Sackgasse gelandet.

Manche Paare berichten, dass sich einer der beiden in solchen Situationen gerne zurück ziehen will, der andere lässt das aber nicht zu, weil er jetzt die Sache geklärt haben will und er befürchtet, dass es nicht zu einem späteren klärenden Gespräch kommt.

Allerdings ist das eigentlich eine gute Intervention, wenn man sich erst einmal zurück zieht und die Wut abkühlt lässt.

In den Gesprächen lasse ich die Paare darüber austauschen, was sie brauchen, damit der Streit nicht eskaliert.

Sie berichten, dass sie sich gerne in ein anderes Zimmer zurück ziehen oder spazieren, walken oder joggen gehen, eine Frau erzählte, dass es ihr hilft zu putzen, um wieder zu entspannen.

Wichtig ist, dass man dem anderen sagt, dass man jetzt erst mal alleine sein will und die Sache aber zeitnah mit ihm klären möchte. Wenn ich das weis, dann kann ich loslassen und zu einem anderen Zeitpunkt, wenn die Gefühle nicht so hoch gekocht sind den Konflikt klären.

Kerstin Girnus, Bielefeld, 28. Juli 2015