Viele Paare kommen zu mir, weil die Streits in den letzten Jahren zugenommen haben, sowohl an Häufigkeit als auch an Heftigkeit und wünschen sich eine bessere Streitkultur.
Ich finde allerdings diese Begrifflichkeit wenig aussagekräftig. Sie macht keinen Unterschied, zu dem was man vorher hatte. Ich nenne den neuen Standpunkt deshalb Konfliktlösungskultur.
Konfliktlösungskultur heißt statt abwerten und blockieren, mitteilen und zuhören.

Ich brauche dafür Respekt: Ich teile mich so mit, dass ich den anderen damit nicht ins Unrecht setze. Ich spreche über mich, meine Sichtweise und urteile nicht über den anderen und würdige ihn nicht herab, indem ich meinen Standpunkt als die Wahrheit verkaufe.
Ich höre zu und respektiere die Meinung meines Gegenübers. Respektieren heißt nicht zustimmen, es bedeutet, ich höre deine Meinung und ich selbst habe vielleicht eine andere Meinung. Es braucht auch Respekt für sich selbst, sich nicht der Meinung des anderen unterzuordnen.

Konfliktlösungskultur heißt statt Recht haben wollen, interessiert zu sein.

Wieso denkt du das? Woher kommt das? Ich kann das nicht nachvollziehen, erkläre es mir, so dass ich dich verstehe!

Konfliktlösungskultur heißt auch Kooperation statt den eigenen Standpunkt durchsetzen zu wollen.

Überzeugen und Durchsetzen sind von Egoismus getragen und nicht von Gemeinschaft und Miteinander.
Genauso wenig funktioniert es sich hinten anzustellen und sich unterzuordnen. All das wirkt wie ein Bumerang und rächt sich zu einem späteren Zeitpunkt.
Nur wenn man zu sich steht und den anderen Ernst nimmt und respektiert wird man eine gemeinschaftliche, tragfähige Lösung finden. Mit anderen Worten: Nur wenn ich finde, dass ich in dem Klärungsprozess respektiert worden bin und ich 100 % hinter der gemeinschaftlichen Lösung stehe, ist es eine dauerhafte Lösung.

Jeder trägt diese Weisheiten in sich und hat die Fähigkeiten diese umzusetzen.

So verstehe ich die Coachinggespräche mehr als ein bewusst machen und erkennen von universellen Prinzipien des Miteinanders. Das ist auch der Hauptgrund dafür, dass es in der Regel nur 1 – 5 Gespräche braucht, damit die Paare Klarheit und Ausrichtung für sich haben.

Kerstin Girnus, Bielefeld, 12. November 2018

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