Die 1. Phase der Trennung ist von Ablehnung geprägt und dem Gedanken: „Ich will weg!“

Peter und Louisa kamen zu mir, weil sie sich trennen wollte. Sie hatten sich auseinander gelebt und nun hat sie sich in einen Arbeitskollegin verliebt. Louisa sagte, dass sie ihn nicht mehr lieben würde und nur noch freundschaftliche Gefühle hätte. Sie würde sich trennen, wenn da nicht die Kinder wären.
Sie ist hin und her gerissen. Was soll sie nur tun?

In der Situation, in der Louisa war, sind viele Partner, wenn sie zu mir kommen.

Peter gegenüber waren die Gefühle abgeflacht, sie mochte ihn und sie fühlte sich ihm und natürlich den Kindern gegenüber verpflichtet. Auf der anderen Seite waren die Verliebtheitsgefühle für ihren Arbeitskollegen. Sie fühlte sich wieder so lebendig, wie lange nicht mehr und das wollte sie eigentlich auch nicht aufgeben.

Die erste Phase bei einer möglichen Trennung ist von Ablehnung geprägt. Man will raus und weg von dem, was einen unglücklich macht und der Wunsch auszuziehen ist übergroß.

Wenn ich im Gespräch merke, dass dieser Auszugswunsch wie ein leuchtender Stern ist, der alles Gute zwischen dem Paar überstrahlt, dann ist der einzige Weg eine räumliche Trennung. Jedes weitere Coachinggespräch würde nichts bringen, man muss diese Erfahrung machen, um rauszufinden, ist das wirklich das, was ich will.

Louisa war so eingenommen von dem Gedanken, dass sie nicht mehr wertschätzen konnte, was sie und Peter lange Zeit verbunden hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen eine erfüllte Partnerschaft mit ihm zu leben, obwohl er absolut gesprächsbereit und offen dafür war.

Wenn das Paar längere Zeit eine erfüllte Partnerschaft hatte, verheiratet und vor allem Kinder hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man durch den Auszug erfährt, was man dadurch aufgegeben hat.

Ich erlebe immer wieder, dass Paare ganz verliebt zu mir kommen, nach dem vollzogenen Auszug und es eine 180 Grad Wendung gibt.

Louisa hatte ich das auch erzählt, sie konnte es allerdings nicht glauben und doch war es genau so bei ihr.

In dem Moment, als der Mietvertrag unterschrieben war und es darum ging den Auszug zu organisieren, wurde ihr bewusst, was sie aufgab. Die beiden Kinder waren schon 14 und 16 und wollten nicht mit ihr gehen.

Sie konnte wieder sehen, dass sie einen großartigen Mann neben sich hatte. Dass sie sich zwar in den Jahren aus den Augen verloren hatten, aber nun waren beide bereit wieder ihre Partnerschaft zu beleben.

Wenn der Auszug allerdings eine Folge von jahrelanger Unzufriedenheit ist und die Partner nie wirklich gut harmonisiert hatten, dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Trennung als Befreiung empfunden wird.

Dann besteht auch wenig Vertrauen in die Einsicht des Verlassenen, wenn sie denn besteht.

Ob es auch noch nach Wochen oder Monaten der Trennung eine Chance gibt, den Partner zurück zugewinnen, kläre ich im nächsten Beitrag.
https://www.kerstingirnus.de/annaeherung-nach-einer-trennung/

Kerstin Girnus, Bielefeld, den 10. März 2017