Ein wichtiges Thema für Paare in den Coachinggesprächen ist die Frage „wie wichtig bin ich für dich?“.
Manche Paare streiten sogar Jahre darüber. In anderen Partnerschaften wiederum ist das ganz natürlich da.

Die Partner wollen in ihrer Partnerschaft jeweils die engsten Vertrauten füreinander sein und diejenigen, die den größten Einfluss aufeinander haben.
Man will die wichtigste Person für den andern sein.
Mein Eindruck ist, dass das ein universelles Partnerschaftsprinzip ist.

Manchmal berichten Paare, dass es für sie o.k. war, als noch keine Kinder da waren, dass andere Personen, wie Eltern und Freunde zweitweise einen höheren Stellenwert hatten als sie. Sie haben selbst einen Gewinn daraus gezogen und ihre Freiheiten gehabt.
Sobald aber ein gemeinsames Kind kommt, festigt sich die Bindung, man ist stärker auf den Partner angewiesen und nun nicht mehr bereit darauf zu verzichten.

Hier zwei Beispiele, die ich in meiner Praxis erlebt habe:

Ich hatte einmal die Situation im Gespräch, dass der Ehemann seine Mutter viel mehr ins Vertrauen gezogen hatte, als seine Frau. Sie hat zum Beispiel von ihrer Schwiegermutter erfahren, dass ihr Mann vor drei Wochen befördert worden war.

Das war kein Einzelfall in der Partnerschaft, so dass sie dachte, dass seine Eltern ihm wichtiger sind als sie.

Wieso jemand so handelt, kann allerdings verschiedene Gründe haben: Fühlte er sich vielleicht jahrelang abgewiesen und herabgewürdigt von seiner Frau, so dass er sich von ihr abgewandt hat?
Wenn das allerdings schon immer so war, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass er sich noch nicht aus seiner Rolle als Sohn aus seiner Urspungsfamilie  gelöst hatte, so dass er die Rolle des Ehemannes und Partners nicht vollständig ausfüllen konnte. Das war auch hier der Fall.

Ein anderes klassisches Konfliktthema ist: „Wo feiern wir Weihnachten?“.
Eine Frau mit 29 Jahren entschied für sich, dass sie den 24. Dezember mit ihren Eltern feiern will und teilte ihrem Freund diese Entscheidung mit.

Sie sind seit acht Jahren ein Paar und wollen heiraten und eine Familie gründen.

Weihnachten war schon seit Jahren Streitthema. Es war ihm immer wichtig Weihnachten mit ihr zu verbringen und dadurch, dass sie bei ihren Eltern feiern wollte, blieb ihm keine andere Wahl. Er lehnte ihre Eltern nicht ab, aber es störte ihn, dass er nicht gefragt wurde und es ihr scheinbar wichtiger war Weihnachten mit ihren Eltern zu verbringen, als ihn mit einzubeziehen und so eine gemeinsame Entscheidung zu finden. Er war wütend auf sie und fühlte sich verletzt.

Dadurch dass sie einfach entschied, vermittelte sie ihm, dass es für sie wichtiger war die Zeit mit ihren Eltern zu verbringen, als eine gemeinschaftliche Lösung mit ihm zu finden.

Wenn man Entscheidungen trifft, die eigentlich auch den Partner betreffen, stellt man sich über ihn und verlässt die Augenhöhe.
Das lässt man nicht gerne mit sich machen und gleicht das dann nach unten aus durch schlechte Laune an Weihnachten oder einem nicht so gelungenem Weihnachtsgeschenk.

Es ist wichtig diesen Konflikt zu klären, weil er sich sonst durch die ganze Partnerschaft ziehen wird.
P.S. Lesen Sie die neuesten Erfahrungsberichte der Paare unter http://www.kerstingirnus.de/erfahrungsberichte/

Kerstin Girnus, Bielefeld, 23. Februar 2018